Es ist Samstagmorgen. Nach unserem ersten gemeinsamen Frühstück in der neuen Wohnung ziehen wir zu Fuß los. Mit im Schlepptau haben wir einen Geographie Lehrer, der während seines Studiums selbst einige Zeit in Neustadt gelebt hat. Unser erster Halt sind das alte Sportinstitut und zwei große Grünflächen. Eine der beiden Flächen ist umgeben von alten Pfeilern und Reste eines Zaunes. Der Anblick erinnert an einen früheren Sportplatz. Nun liegt die Fläche brach. So viel ungenutztes Potenzial, denken wir und stellen uns vor wie hier ein lebhafter Spielplatz, ein Sportplatz für die Anwohner, eine wilde Wiese,  Bänke und einen öffentlichem Grillplatz entstehen. Einige Minuten später erreichen wir die kooperative Gesamtschule wo mittlerweile ungefähr 1500 Schüler unterrichtet werden. Die Region um die Schule herum ist gleich viel belebter. Es gibt plötzlich Einkaufsmöglichkeiten und ein großes Ärztehaus. Hier stehen sanierte Platten in bunten Farben mit grün bepflanzten Balkonen. Überall sehen wir kleine Sträucher und Büsche. Wir sind erstaunt über das plötzlich so lebhafte Ambiente.

Tag 2

In der Ferne sehen wir riesige Y-förmige Häuser zwischen den normalen Plattenbauten hervorragen.  Als wir uns diesen nähern sehen wir, dass viele der Wohnungen leer stehen. Die farbigen Außenwände und die grünen Rasenflächen schenken der Umgebung trotzdem Leben. Wir treffen auf zwei Jugendliche die sich Zigaretten anzünden. Sie grüßen uns freundlich. Von hier aus sind es nur ein paar Meter bis zur Neustädter Passage, welche ursprünglich das Zentrum Neustadts darstellte. Am heutigen Samstag findet hier ein Wochenmarkt statt, weshalb sich viele Menschen auf dem Platz tummeln. Rechts neben uns ragen gewaltige Hochhäuser in die Luft. Diese vier leer stehenden „Scheiben“ sind baufällig. Seit der Wende werden sie nicht mehr genutzt. Zerschlagene Fenster und bemalte Fassaden lassen die Gebäude geisterhaft wirken.   Es ist faszinierend wie sie in mitten einer sanierten Wohngegend herausstechen. Trotzdem bleiben wir scheinbar die einzigen die diese Gebäude dermaßen bestaunen. Bis vor einiger Zeit gab es auf einer der Dachterrassen ein Café von dem aus man über die ganze Stadt blicken konnte. Das war eine super Sache. Wir fragen uns was wohl in Zukunft daraus wird.

In anderen Ländern sind solche Hochhäuser übrigens der absolute Hit. Josie erinnert sich an ihre Zeit in Guatemala Stadt: „Hochhäuser sind hier für die „upper class“ reserviert, mit eigenem Empfangsaal, Fitnessraum und Sicherheitsservice. Auf einer Green Building Konferenz wurden uns damals sogar Baukonzepte vorgestellt wie man solche Häuser im Sinne der Nachhaltigkeit (sozial, ökologisch, ökonomisch) für die Gesellschaft gestalten kann. Man plante eine autarke Strom- und warm Wasserversorgung durch den Einsatz von erneuerbaren Energien,  begrünte Fassaden und Dächer, gemeinschaftliche Gärten und Begegnungsmöglichkeiten für die Bewohner.“ Wir gehen die Passage entlang. Wo es  -neben der vielen leer stehenden Räume- momentan noch einige Geschäfte  gibt, stellen wir uns eine „Foodmall“ nach asiatischem Beispiel vor. Singapur ist dafür bekannt. „Günstige kleine Läden mit schnellem „slow food“ und am besten multikulturell. Das wäre doch eine Bereicherung für die Stadt,“ finden wir.  Abgesehen von der Foodmall Idee, stellen wir uns diesen Ort auch als Innovationshub und Kreativwerkstatt vor, wo Menschen mit Ideen für die Gesellschaft ihren Platz finden und sich verwirklichen können. Wir sehen ein Banner von der empowerment Initiative „Joblinge“ und schauen uns an. Der leer stehende Raum gleich daneben wäre für unser Lernzentrum wahrscheinlich gar nicht so übel!

LivingLab – News 7: Schritt für Schritt HaNeu entdecken
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