Es ist Freitagnachmittag, wir erreichen unser neues zuhause im Fuhneweg, Neustadt. Mit vielen Plänen im Kopf legen wir unsere Taschen ab uns sehen uns um. Die Wohnung hat zwei Schlafzimmer. Die Küche und das Wohnzimmer führen über Eck zueinander. Das macht die Wohnung groß und geräumig. „ Ist doch schön hier!“, sagen wir fast gleichzeitig und grinsen uns dabei an. „Einen Balkon habe ich mir schon immer gewünscht“. Die Sonne scheint zum Fenster herein und erhellt die ganze Wohnung. Vom Balkon aus betrachten wir die uns fast ein bisschen fremd wirkenden Plattenbauten. Eine große Grünflache liegt zwischen uns und dem Gebäude von gegenüber, wodurch eine gewisse Hinterhof Atmosphäre entsteht. „In Berlin ziehen die Leute jetzt wieder bewusst in die Plattenviertel – Plattenwohnungen sind wieder hip!“, sage ich.

Tag 1

Auf dem Balkon stehend, frage ich mich ob sich der Trend auch in Halle durchsetzen wird. Eigentlich macht es Sinn, denn die Wohnungen sind günstig, groß, hell, warm und gut an den öffentlichen Verkehr angebunden. Außerdem gibt es genügend Parkplätze und die Nähe zur Natur. In 10 min ist man zudem auch mit dem Fahrrad in der Altstadt. Wir fragen uns warum wir nie mit dem Gendanken gespielt haben eine Wohnung in Neustadt zu suchen und müssen feststellen, dass wir einfach nie darüber nachgedacht haben. Es ist anscheinend „normal“ im Zentrum wohnen zu wollen – trotz oftmals schlechter Wärmedämmung und den Straßenbahnlärm. „Was hat die Altstadt, was Neustadt nicht hat?“.Ein Gedanke unterbricht unsere Verwunderung:  „Gibt es in der Wohnung eigentlich W-Lan?“, fragt Sabrina. Wir suchen das Zimmer vergebens nach einem Router ab. „Einkaufen müssen wir auch noch“, ergänze ich. Wir fühlen uns ein bisschen verloren.

Bis zu dem ersten Termin, den wir gleich in der neuen Wohnung haben, ist es noch eine Stunde. Genügend Zeit um einige grundlegende Besorgungen zu machen und sich bei den Nachbarn vorzustellen.  Wir gehen auf die Wohnungstür gegenüber zu und klingeln. Eine junge sympathisch wirkende Frau öffnet die Tür, im Hintergrund hören wir ein Baby schreien. „ Hallo wir sind Josie und Sabrina,  von gegenüber. Wir sind eure neuen Nachbarn für ein paar Tage…oder Wochen. Eigentlich wissen wir das noch gar nicht so genau“, sagen wir und verwickeln uns in ein nettes Gespräch.

Einige Zeit später, mit dem W-Lan Passwort in der Hand und einer Wegbeschreibung im Kopf verlassen wir unseren Hauseingang und steuern wir auf den nächsten Supermarkt in der Nähe zu. „Das ist unsere erste kleine Expedition als frische Neustädter“, stellen wir fest und freuen uns.  Schweigend laufen wir durch die Straßen und lassen nun – fast schon übertrieben – die neue Umgebung auf uns wirken. Es ist sehr ruhig, viel ruhiger als wir es aus der Innenstadt gewöhnt sind –  das tut gut! Sabrina erinnert die Ruhe an ihr dörfliches zuhause.Wer so wie wir  in Marktplatznähe wohnt, ist ständig von konsumlockenden Angeboten und Werbebildern umgeben.  Wie anstrengend das eigentlich ist, merken wir jetzt wo wir in Neustadt angekommen sind.„In Zeiten des Downsizing und Upcylcing müssten wir Menschen solche Stadteile wie Neustadt eigentlich zu schätzen wissen“, stellen wir fest.

Unser Termin mit Dagmar Kleemann der Kommunikationstrainerin beginnt. Auch sie wohnt in einer Platte. Bei  Kaffee und Keksen, die uns vom vorherigen Bewohner  überlassen  wurden, tauschen wir uns zu unserem gemeinnützigen Vorhaben und den Plänen für die nächsten Tage in Neustadt aus.  Dagmar hat vegane Muffins mitgebracht. Danke dafür, jetzt kann es los gehen!

 

LivingLab – News 6: Plattenwohnungen sind hip
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