Liebe Neustadt-Interessierte,
nach nun 14 Tagen Leben in Halle Neustadt, beginne ich meine ersten Impressionen zu schildern. Zunächst einmal hat das Echo meines Neustadt-Einzuges ein interessantes Echo in meinem Haus hervorgerufen.
Die einen haben noch sehr gute Erinnerungen, die anderen wollen da nie wieder wohnen. Außerdem muss ich meine Aussage korrigieren, es wohnt keiner von meinen 200 Mitarbeitern in Halle-Neustadt. Es haben sich aufgrund meines Artikels immerhin 4 Personen bei mir persönlich gemeldet, die in Neustadt wohnen. Es wurden mir schöne Geschichten über die Wohnung erzählt. So sagte mir eine Ex-Neustädterin aus meinem Institut, dass sie genau in einer solchen 57qm 3 Zimmer Wohnung gewohnt hat. Preis war damals zu DDR-Zeiten 89 Mark. Auch wurde ich mit dem System der Wohnkomplexe und Blocknummern vertraut gemacht.
Meine ersten Tage im Fuhneweg habe ich damit verbracht, mir die technologischen Herausforderungen der Wohnung anzuschauen. Das erste was mir auffiel, waren die Girlanden an der Decke. Es gibt keine Unterputzverkabelung an der Decke und auch nur teilweise in den Wänden. Daher schmücken klassische weiße PVC-basierte ca 1 cm breite Mantelleitungen die Decke. Diese sind natürlich für Nennspannungen von 300 V ausgelegt und hohen Strömen. Ein Blick auf den Sicherungskasten zeigt mir eine 16A Sicherung – so dass man mit diesen Kabeln und der Elektrik auch einen Fön an der Decke betreiben könnte. Heutzutage sind natürlich 100 W Glühbirnen oder Heizstrahler an der Decke verboten und man könnte im Sinne der LED Beleuchtung die Wohnung neu durchdenken. So hat eine typische schon sehr helle LED ca. 3 Watt, also 1000 mal weniger Leistung als die maximale Nennleistung der aktuellen Kabelgirlanden. Solche niedrigen Leistungen kann man natürlich ist extrem dünnen Kabeln verlegen, sogar unsichtbar unter der Raufasertapete. Noch innovativer wären natürlich eine direkte Integration in die Raufasertapete. Eine kurze Patentrecherche ergab, dass hierzu schon erste Ansätze durchdacht worden sind wie Staniolpapierbeklebte Raufaser. Aber vielleicht kann man da auch weitere Materialansätze sich überlegen.
Eine weitere interessante Erkenntnis ist, dass in der Wohnung, obgleich Sie eine Plattenbau ist, kein Winkel wirklich 90 Grad hat. Der Eckenwinkel variiert so zwischen 88 und 92 Grad – sicherlich ein Relikt aus der Geschwindkeit mit der damals diese Bauten hochgezogen worden sind. Diese führt allerdings zu dem Problem, dass überall Keile genutzt werden, um die Küche, Bad oder andere integrierte Möbel passfähig zu machen oder man sieht halt überall die Spalte – ein hoher zusätzlicher Kostenaufwand bei einem Einzug, wenn man dies ordentlich haben möchte. Warum gibt es eigentlich keine Adaptiven Küchensysteme, die aufgrund von z.B. elastischen Materialien gerade dieses Spaltproblem in den Griff bekommen?
Soweit ein erster werkstoffwissenschaftlicher Blick von Innen, aber ich bin sicher es gibt da noch viel weiteres Innovationspotential. Zum Beispiel der Ersatz der Heizstrahlers im Badezimmer…
Herzlichst, Ralf Wehrspohn