Klein, aber fein: Im Rahmen der Europäischen Woche der Mobilität trafen sich Vertreter des Teams Zukunftsstadt, der Stadtverwaltung Halle, von TeilAuto, ADFC Halle und urban.aktiv mit interessierten Bürger*innen zu einem Workshop um gemeinsam erste Ansätze einer Vision zur Mobilität für halle.neu.stadt 2050 zu entwickeln.
Das Thema Mobilität war eines der auf der Auftaktveranstaltung genannten zentralen Themenfelder.
Einigkeit herrschte darüber, dass das Auto nicht mehr das vorherrschende Verkehrsmittel sein wird und das in Zukunft unser gesamter Mobilitätsbedarf gesenkt werden muss, nicht nur um die Ressourcen zu schonen, sondern auch um Städte wieder lebenswerter zu machen. Für den Teilraum des halleschen Westens, also dem Gebiet von halle.neu.stadt 2050, wurde der Ausbau der S-Bahn-Linie, als bequemste Verbindung vom Campus zum Hauptbahnhof und direkt bis nach Leipzig, als tragende Säule eines nachhaltigen Mobilitätskonzept gesehen. Ergänzend zur weiterhin bestehenden Straßenbahn könnte die S-Bahn nicht nur die Pendlerströme bewältigen, sondern auch den Güterverkehr. David Tucker vom ADFC könnte sich vorstellen, dass Drohnen bald die Verteilung von Gütern, Post und Paketen von den S-Bahn-Stationen hinein in die Wohnquartiere übernehmen. Für den Radverkehr, der künftig auch vermehrt von Pedelecs und elektrischen Lastenräder bestimmt wird, wird es nicht nur eine bessere Anbindung zur Altstadt, sondern auch zentrale Bike-Highways und bequeme und sichere Unterstellmöglichkeiten geben. Kontrovers wurde diskutiert, ob es in halle.neu.stadt autofreie Zonen geben wird. Vor allem in welchen Quartieren diese zu entwickeln sind und wie groß diese werden könnten. Herr Löser, Mitglied im autofrei e.V., nannte hier viele internationale Beispiele. Ob sich diese nach Halle-Neustadt übertragen lassen, muss jedoch geprüft werden. Frau Katharina Lange vom Fachbereich Planen der Stadt Halle gab zu Bedenken, dass der derzeitige Altersdurchschnitt genauso berücksicht werden muss, wie ein weiterer möglicher Rückbau an den Randgebieten. Für das Einfamilienhausgebiet Heide-Süd müssten erstmal die Vorraussetzungen geschaffen werden, also bessere Versorgung im Quartier und bessere Anbindungen an ÖPNV. Den Verzicht aufs eigene Auto würde man durch CarSharing-Angebote kompensieren. Mehr als 20 Stationen bräuchte man im Gebiet, so Götz Meister von TeilAuto. Doch die wirkungsvollste Ergänzung zum ÖPNV werden kleine, selbstfahrende Shuttle-Fahrzeuge sein, so die Vision von Tucker. Diese stehen den BewohnerInnen im Quartier kostenlos innerhalb der Stadtteilgrenzen zur Verfügung und bringen nicht nur alte Leute wohlbehalten zur Straßenbahnhaltestelle, sondern auch den Wochenendeinkauf nach Hause….
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch das Fahrradkino von culturconaction e.V. mit tatkräftiger Unterstützung von urban.aktiv. Trotz Unterbesetzung und einer anstrengenden und bewegenden Arbeitswoche haben wir uns erfolgreich durch die distopischen Stadtlandschaften von „Blade Runner“ geradelt.
Die Ergebnisse des Workshops werden auf der 1. Zukunftswerkstatt am 7.10. präsentiert und weiterdiskutiert. Wir freuen uns auf kritische Auseinandersetzung, Kommentare und Weiterentwicklung.