(HALLE/ Sonntagsnachrichten) Im Rahmen des bundesweiten Wettbewerbs „Zukunftsstadt“, bei dem sich 168 Kommunen beworben hatten, wurde die Stadt Halle im Juli für ihr Konzept „halle.neu.stadt 2050“ als eine von insgesamt 51 förderwürdigen Kommunen ausgewählt. Sollen hier doch innerhalb einer dreistufigen Laufzeit Visionen für eine Modellstadt entwickelt werden, die auch international beispielhaft für den erfolgreichen Wandel der von Abwanderung bedrohten Satellitenstädte hin zu klimaneutralen, hochgradig vernetzten plus integrativen und sozial stabilen Zukunftsstädten sein könnte.
Somit scheint auch die Sorge widerlegt zu sein, die viele Bürger nach den Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum von Halle-Neustadt 2014 umtrieb; nämlich dass die Stadtverwaltung den sozial gesehen nicht unproblematischen Stadtteil ab 2015 sich selbst überlässt. Noch im Juli trafen sich Gesamtkoordinator Stadtverwaltung, Quartiersmanagement Halle-Neustadt sowie lokale Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft zu einer Auftaktveranstaltung für das Projekt „halle.neu.stadt 2050“. Und um einen Hauptaspekt des Wettbewerbs, die Bürger-Partizipation, zu verwirklichen, wird am 7. Oktober eine erste von zwei „Zukunftswerkstätten“ abgehalten, zu der die Halle-Neustädter aufgefordert sein werden, vorwärts weisende Ideen für ihren Stadtteil einzubringen.
Für das Projekt „halle.neu.stadt 2050“, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung aktuell mit 35 000 Euro fördert, wurde ein so genanntes Zukunftslabor (Am Tulpenbrunnen 4) gegründet. Dies eruiert nach Information von Ilka Bickmann von science2public, der Gesellschaft für Wissenschaftskommunikation, in Phase eins, also den kommenden neun Monaten, zunächst Visionen für die langfristige Entwicklung des westlichen Viertels von Halle – in den Aktionsfeldern Sozial-Labor, Technologie-Labor sowie Gründungs-Labor.
Norman Klüber vom Fraunhofer Institut für Werkstoffmechanik hebt die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit innerhalb dieser Aktionsfelder hervor. Denn daran beteiligt sei im an Halle-Neustadt angrenzenden weinberg campus samt Technologiepark und Heide-Süd neben dem Institut ebenso der Univations Gründerservice der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Ein Ziel des Projekts: Die beiden Quartiere sollen perspektivisch zusammenwachsen. Gemeinsam leben, arbeiten, forschen und voneinander profitieren, so heißt die Devise. Mögliche Gründungsaktivitäten in Halle-Neustadt eingeschlossen.
Mehr als 20 weitere Absichtsbekundungen zur Mitwirkung an „halle.neu.stadt 2050“ liegen bereits aus der Wirtschaft vor – von ortsansässigen Wohnungsunternehmen, Vereinen und Interessenvertretungen. Und das „Integrierte Stadtentwicklungskonzept 2025 (ISEK)“ stellt laut Koordinator Steffen Drenkelfuß vom Dienstleistungszentrum Wirtschaft und Wissenschaft der Stadt die „Leitplanke“ für die Umsetzung praktikabler Lösungen dar.
Trotz guter Voraussetzungen für die Entwicklung ganzheitlicher Sanierungsstrategien, klimaneutraler Energie-Infrastruktursyteme und grüner Mobilitätskonzepte in Halle-Neustadt gibt es noch viel Potenzial. In Stufe zwei des Projekts soll es ab Frühjahr 2016 um konkrete Planungsprozesse zu plausiblen Anregungen gehen. In Stufe drei beginnt ab Frühjahr 2018 deren Realisierung. Künftige, erneut ausgewählte Zukunftsstädte werden dann nochmals in Millionen-Höhe durch den Bund gefördert. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt vom Zentrum für Sozialforschung Halle.
Autor: GABRIELE BRÄUNING/ Sonntagsnachrichten vom 13.09.2015